Arthur Heilmann (Theologe):
Es wird sich zeigen
(Ludwig Wittgenstein)
Das alte Jahr geht und wir haben einiges erlebt. Nicht
das was wir wollten. Leider. Genau das was wir wollten. Natürlich.
Mehr als wir uns jemals erträumten. Erstaunlich. Das war unser Jahr.
Wir sehen es an wie eine Retrospektive im Fernsehen.
Und wir fragen uns. Wie haben wir es gemacht? Was taten wir um dieses oder
jenes zu erreichen? Wir wollten Gutes tun und gut sein. Wirklich gut. In
der Interaktion mit Menschen. Im Diskurs mit uns selbst. Im sinnlichen
Wahrnehmen und Handeln. Wir hatten es in der Hand das Gute zu tun und gut
zu sein. So wie wir es immer haben wenn wir uns die Wahl geben. Wenn. Und
wenn da nicht die anderen wären. Ja. Die anderen sind eben da. Das
ist Tatsache. Sie setzen Grenzen. Unserem Gutsein z.B. Oder sie lieben
uns. Unserem Gutsein zum Trotz. Oder aber. Sie tun unvorhergesehene Dinge
und handeln ganz anders als wir denken. Irgendwie uneinschätzbar.
Diese anderen. Unser Gutsein war doch programmiert. Wir haben uns sozusagen
geeicht auf das Gutsein. Und dann die Überraschung. Was auch immer
wir hineinwarfen in diese Universen der anderen, es kam etwas anderes zurück
als wir dachten. So war es. So ist es.
Wir sagen Nein zu einem Menschen, einem Job, einer Sache
und erwarten zumindest Widerstand oder Härte. Stattdessen stellen
wir fest. Dieser Mensch fühlt sich ja wohl ohne uns. Wohler als mit
uns. Dieser Job wird ja besser von einem anderen ausgefüllt als von
uns. Unerwartet. Wir sagen Ja zu einem Menschen. Und dieser empfängt
uns mit offenen Armen. Verwunderlich. Wir sagen Ja zu einem Streit. Und
dieser Streit führt zu Wahrheit und Vertrauen. Unvorhergesehen. Das
konnten wir nicht wissen. Das wissen wir einfach nicht. Was Menschen anbelangt.
Was die Dinge des Lebens anbelangt. Wir handeln und etwas geschieht. Das
ist Dynamik.
Entscheidend ist unser Tun. Nicht das Erwägen und
Abwägen des Tuns. Sondern das tatsächliche konkrete Tun. Wir
werfen einen Ball ins Spielfeld. Jetzt geht's erst richtig los. Das ist
Mut. Wir werfen den Ball. Dann passiert etwas. Was es ist wissen wir nicht.
Wer wird den Ball auffangen? Wer wird ihn zurückwerfen? Wird er überhaupt
bemerkt? Wird er jemals dort ankommen wo wir es wollten? Das ist Unsicherheit.
Das ist Mut zum Risiko. Das ist der Mut zur Verletzlichkeit. Unser Lebensmut.
Die Sicherheit liegt im Tun. Nicht im Ergebnis. Das Spiel das wir in jedem
Fall gewinnen weil wir den anderen einbeziehen. Weil wir den Mut haben
den anderen ES tun zu lassen. Mit uns. Wir wissen nicht was in dieser Zusammenarbeit
geschieht. Welche Regeln dieses Spiel hat. Es ist dynamisch. Es ist lebendig.
Und wie geht es aus? Es wird sich zeigen.