Arthur Heilmann (Theologe):
Liebe Freunde,
Diese Welt hat unser Herz gebrochen. Sagen wir. Diese Welt hat uns schlecht behandelt. Wir gaben ihr alles. Und sie gab uns nichts zurück. Es war eine vorprogrammierte Enttäuschung mit uns und mit der Welt. Eine Liebesaffaire mit einer undankbaren Geliebten.
Bereits der Anfang war eine Leidensgeschichte. Wir kamen in diese Welt ohne es zu wollen. Sie war es ja die uns wollte. Also kamen wir. Zu unpassenden Eltern. In eine grausame Gesellschaft. Als Schachfiguren in ein Spiel dessen Regeln uns unbekannt war. Noch dazu ohne gefragt zu werden ob wir überhaupt mitspielen wollen. Es ging um Geld. Um Liebe. Um Tod oder Leben. Um die großen Dinge. Wie wir sagen. Das alles war zu hoch für uns. Und zuviel. Kaum waren wir unseren Eltern entkommen, lauerten die Feinde an jeder Ecke. Klar. Manchmal gab es schöne Zeiten. Etwas zu Essen. Musik. Poesie. Ein paarmal schmeckten wir die Liebe oder eine Spur davon. Nur um sie wieder entschwinden zu sehen. Oder die Welt nahm sie uns einfach weg. Es war richtig gemein. Von Anfang an eine Riesengemeinheit. Ein abgekartetes Spiel, das die Welt mit uns getrieben hat.
Und dabei liebten wir sie doch! Es war ja unsere Welt. Unser Blütenzauber. Unser Menschenherzpalast Welt. Ach wie wir uns nach ihr sehnten. Wie wir sie halten wollten in unseren Armen. Ihr alles geben. Alles. Nur um einen Atemzug lang, eine Ewigkeit lang Sie zu fühlen die unser Alles war. Mehr als unsere Mutter. Mehr als unsere Geliebten und unsere Kinder. Mehr als unser Beruf und mehr als wir selbst. Unsere Liebe war auf das Höchste gerichtet. Wir wären für die Welt gestorben. Wenn sie uns nur gewollt hätte. Aber sie wollte uns nicht. Sie hat uns vernachlässigt. Grob behandelt. Ausgesaugt. Im Dreck liegen lassen. Und das ist ungerecht. Ungerecht. Ungerecht.
Wir sind ungerecht behandelt worden. Liebe Freunde. Das ist die Grundhaltung also die Grundüberzeugung, die Kriege anzettelt. Die Verrat heilig macht. Die Mord selig spricht und in deren Namen die Schönheit der Welt vernichtet wird. Nicht die Welt hat uns verlassen - sondern wir haben die Welt verlassen. Im Namen der Ungerechtigkeit. Wir haben versäumt zu vergeben.
Was ist Vergebung? Fragen wir uns. Ist es Buße tun?
Ist es harte Arbeit wie die Religionen predigen? Ist es so etwas wie Beichte?
Wer darf uns vergeben? Wer hat uns zu vergeben? Die Antwort ist leicht
und einfach. Vergebung ist der Schlüssel zur Liebe. Niemand hat uns
zu vergeben. Vergebung ist nicht etwas das wir bekommen. Es ist nicht etwas
das wir uns erarbeiten. Vergebung ist etwas das wir gewähren. Und
nichts und niemand hindert uns daran zu vergeben wem auch immer. Wie auch
immer wir es entscheiden. Vergebung ist ein sehr machtvoller Prozess. Vergebung
ist die Selbstermächtigung zur Liebe. Wir spielen das Spiel über
die Ungerechtigkeit der Welt nicht mit. Wir vergeben. Und wir gewinnen
alles dadurch. Unseren Frieden. Den Frieden der Welt. Unsere Selbstbestimmung
und Selbstachtung. Der Weg in die Liebe ist frei durch Vergebung. Also
sprecht die Worte : I forgive you - boy - I will preyail