Arthur Heilmann (Theologe):
Let it bleed
(The Rolling Stones)
Loslassen. Das Schöne. Das Schmerzvolle. Bluten lassen. Sagen die Rolling Stones. Das, was fließen will, fließen lassen. Unser Herzblut. Unser Opferblut. Das, was wir so gerne festhalten wollen. Unser Leben. Selbst, wenn es uns nicht gefällt. Unsere Gewohnheiten. Selbst, wenn sie uns quälen. Weil sie unsere Sicherheit sind. Dieses Leben und diese Gewohnheiten. Wir sind es doch freiwillig eingegangen. Wir rauchen doch aus freier Entscheidung heraus. Niemand zwingt uns. Niemand hält uns die Pistole vor. Also was ist das dann eigentlich?
Freier Wille. Sagen wir. Die Frage ist. Selbst, wenn wir wollen. Können wir es lassen? Dieses Leben, diese Gewohnheiten? Können wir unsere Position verändern? Wirklich frei sein von diesen Gerüsten, die wir uns gebaut haben, um dieses Leben zu überstehen, wenn schon nicht zu meistern? Oder ist unser Wille doch nicht frei dafür? Haben wir ihn verwechselt mit seiner leidigen Schwester, der Konditionierung? Also geht es hier um Belohnung und Bestrafung je nachdem wie brav wir waren? Oder sind wir vielleicht prädisponiert? Also ist diese Art Leben unser Schicksal? Eine fatale Prägung zu Süchten und Neigungen denen wir hinterrücks ausgeliefert sind? Fragen wir uns.
Loslassen. Liebe Freunde. Konditionierung und Prägung. Das, was uns behindert in unserem freudigen Daseinsfluß. Das gilt es loszulassen. Auflockern. Das dichte Gehege von Meinungen und Befürchtungen. Alles, was uns nicht nützt. Was uns klein macht und profanisiert. Was den Schaffensprozess unseres Lebens stocken lässt. Was den göttlichen Funken erlöschen läßt, der unser Leben durchstrahlt. Was uns das Leben kostbar macht. Dieses Leben das wir gewählt haben. Das wir so gestalten wie es uns gefällt.
Einatmen und loslassen mit dem Ausatmen. Nachgeben. Dem
Atemfluß wie dem Lebensfluß Der Atem ist immer ein schöpferischer
Akt. Er ist unser hier und jetzt. Unser neues Leben. Ausatmen. Wir sind
keine Opfer. Einatmen. Wir sind Schöpfer. Loslassen macht Aufmerksamkeit
wieder frei für uns. Wir verändern einfach unsere Position. Wir
betrachten uns mit Liebe. Das ist Leben wie es sein will. Im Fluß.
Ein reiner Schöpfungsakt der jeden Moment loslässt und jeden
Moment neu erschafft.