Arthur Heilmann (Theologe):
Jeder von uns hat eine Vision. Jeder fühlt sich sogar einer Vision verpflichtet. Wenn Sie die Augen schliessen und den Mut aufbringen Ihre eigene persönliche Vision zu „schauen“, von welchem Gefühl können Sie berichten? Was haben Sie da eigentlich in Sich gespürt? Ist das eine Innenschau? Oder eine Vorausschau in eine bessere Welt? In eine lebenswerte Zukuft? In einen Zusammenfluss innerer Bilder von Schönheit und Liebe? Was ist das denn eigentlich, eine Vision? Eine Art göttlicher oder höherer Antrieb, der in uns als Wille fungiert, der zielgerichtet mit seiner inneren Stimmen zu uns spricht, es gäbe etwas, für das es sich lohnt zu leben und zu sterben? etwas, das uns Menschen gemeinsam ist und uns unsichtbar verbindet durch allen Meinungen und Getrenntheiten hindurch. Das unsere höchsten Ideale und Ziele wiederspiegelt, und uns uns selbst zeigt, von der besten Seite. Von der göttlichsten Seite des Menschen.
Vielleicht wurde uns diese Vision von jemandem diktiert. Oder wir haben sie in der Schule gelernt. In der Literaturstunde oder in Religion? Oder es wurde uns eingepflanzt wie Robotern. Ein chip von Göttern an uns Menschenwürmer. Um uns ihnen untertan zu machen. Gefügig ihren Zielen. Ähnlich den Borg aus Star Treck , eine Spezies ohne eigenen Willen, ohne eigene Vision. Was aber, wenn wir den Göttern gleich, deren Visionen teilen und leben? Oder wenigstens, gottähnlich, ihn imitieren, und in seinem Namen hier auf Erden handeln? Welche Vision hätte Gott von seiner Schöpfung? Kann Gottes Vision auch unsere Vision sein?
Wer ist es denn überhaupt, der Visionen verbreitet? Philosophen, Prediger, Heiler und Lehrer. Oder gar Politiker, politische Visionäre, wie Castro, Marx, Ghandi. Sind es nicht auch Popstars und Künstler, die uns ihre Visionen vermitteln? Welche davon sind echt, welche falsch? Und was haben die denn alle gemeinsam, wenn es schon um die Vision geht?
Vision Quest - Visionssuche, heisst ein amerikanischer Bestseller der Esoterikszene. Menschen machen spezelle Kurse, die ihnen Ihre Vision bringen sollen. 5 Tage fasten in der Wüste und dann alleine übernachten in der Wildnis, nur mit etwas Wasser ausgerüstet. Hier soll die Vision erscheinen, abseits von der Ablenkung des Alltags und den Genüssen der Konsumwelt. Hier forschen Manager und Postbeamte gleichzeitig nach den Quellen ihres Lebens und den Visionen ihrer und der Menschheit Zukunft.
Die Visionen der verschiedenen Einzelnen variieren natürlich in ihrer Vielfalt. Soviele Menschen, soviele Visionen. Aber eines scheint sich durchzuziehen, ein Gedanke scheint in jeder Vision zum Ausdruck zu kommen. Ein Glaube liegt allen Visionen zugrunde: Die Verbesserung der Welt. Die Veränderung der Welt zu ihrem Vorteil Sei es der Körper, der durch Tanz und Bewegung verbessert wird, sei es die Natur, die durch ökologischen Anbau verbessert wird, seien es die Gedanken und Glaubenssysteme, die durch Weisheit und Bewusstheit verbessert werden. Die Verbesserung der Welt. Das ist das gemeinsame Vielfache der unterschiedlichsten Politiker, der Extremisten, der Humanisten, der Tierfreunde , der Religionsgründer und der Popstars. Sie alle haben eine Vision, die jeder teilt. Sie alle wollen die Verbesserung der Welt. Sei es der Guru in Indien, der andere auf den Weg zu innerem Frieden begleitet, oder die Krankenschwester, die in einem Katastrophengebiet Sterbende betreut. Auch der arme Schlucker auf der Strasse und die müde Nachbarin von nebenan. Selbst die Menschen, die uns lebensverachtend erscheinen, oder gelangweilt. Sie alle haben eine Vision von der Verbesserung der Welt. Einen inneren Antrieb, der stärker ist, als ihre momentanen Bedürfnisse. Eine Art kämpferischen Willen, der die Verbesserung der Welt mehr will, als die Verschlechterung, die Vernichtung der Welt. Diese eine Vision hält sie alle am Leben und lässt uns alle mehr sein als wir in unserem einfachen Menschendasein sind. Die Mutter will, daß es ihrem Kind besser geht in einer verbesserten Welt. Die Atomkraftgegner wollen, daß es den zukünftigen Menschen in einer atomkraftfreien Welt besser geht.
Die Atomkraftbefürworter wollen, daß es in einer Welt mit Atomkraft, den Menschen besser geht als jetzt. Selbst die großen Weltvernichter wie Hitler, Saddam u.a. hatten nur eines im Sinn; die Verbesserung ihrer Welt. Diesmal mit der Methode der Vernichtung der Welt der anderen, aber dennoch die Verbesserung ihrer Welt dringend wollend.Ein Alptraum von einer Vision: marschierende Skinheads, die nur an eine verbesserte Welt glauben wollen, wenn die Welt der anderen, die Hautfarbe der anderen, nicht mehr existieren darf , notfalls mit Gewalt. Welche Vision ist das, wenn die eigene Welt so bedroht ist, daß andere davon verschwinden müssen? Und doch haben sie eine Vision, die ursprünglich göttlichen Ursprungs ist. Das Einssein aller Wesen. Nur irregeleitet von Angst, Machttrieb und Herrschsucht eines minderen Selbstbewusstseins, das sich selbst erhöhen muss und andere erniedrigen um sein Dasein zu rechtfertigen. Selbst der Teufel- ein ehemaliger Engel mit Machtbesessenheit ,der große Verführer zur Vision der Macht. - trug in allen Legenden die umgekehrte Vision des göttlichen Lichtes, um sich letztendlich die Menschenseelen einzuverleiben. Das Einssein, die eine Vision, mit Höllenverträgen, Gewalt und Zerstörung erzwingen wollend.
Wie ist es möglich, eine falsche, unheilbringende Vision von einer echten, heilbringenden Vision zu unterscheiden? Ganz einfach. Schliessen Sie die Augen und lassen Sie Ihre Vision oder eine, die Sie erforschen wollen, sich innerlich entfalten. Bekommen Sie dabei Angst? Gibt es eine Empfindung von Enge, den Impuls von Hass gegen andere? Dann ist es sicher unheilbringend. Oder haben Sie ein Gefühl von Verbundenheit und erweiterter Liebe für alle Wesen? Fühlen Sie Sich hier wirklich zuhause? Endlich angekommen? Dann ist es die echte Vision, die zu verfolgen Ihnen auch persönliches Glück und Wohlergehen bringt. das ist das Faszinierende an einer starken Vision. Der Weg zu ihr hin ist bereits ein Freudenweg, gepflastert mit Segnungen aller Art. Warum sah Ghandi immer so glücklich aus? Und warum war Martin Luther King so kraftvoll? Eine echte Vision nährt sich von der großen Vision aller. Sie ist Gottes Vision. Sie verfolgt dieselben echten Ziele, das Leben und die Bedingungen für alle Wesen zu verbessern und die Perspektiven für alle zu erweitern in Selbstbestimmtheit Liebe und Vertrauen.