Die Sonntagspredigt vom 27. Juli 1997

Arthur Heilmann (Theologe):

Geld

"Was mich interessiert, ist Geld"

Salvador Dali

 

Liebe Freunde,

Haben wir Angst vor Geld? Ist Geld sexy?
Welche Gedanken, welche Gefühle haben wir bezüglich Geld?

Wir sind hinter Geld her. Das ist schlimm. Wir sind nicht hinter Geld her. Das ist vornehm. Wir können uns Geld nicht leisten. Das ist schade. Wir können spielen mit Geld. Das ist waghalsig. Geld oder Liebe. Man muß sich im Leben entscheiden. Wenn ich Geld hätte, dann... Wenn ich nur gesund bleibe, brauche ich kein Geld... Ich will kein Geld dafür haben... Geld ist mir peinlich... Sie hat ihn nur wegen Geld geheiratet... Ohne Geld kann ich nicht tun was ich wirklich will... Ich will baden in Geld... Ich liebe Geld... Weil er Geld hat, denkt er... Weil sie Geld hat, nimmt sie sich das heraus... Ich habe mich für Geld verkauft... Ich habe zu wenig Geld um... Mir steht Geld zu... Das ist mir das Geld wert... Ich will das Geld nicht bezahlen... Er schuldet mir Geld...Ich schulde ihm Geld... Das Geld gehört mir... Das Geld gehört mir nicht... Das kostet zu viel... Geld allein macht nicht glücklich... Geld ist böse... Für Geld macht sie alles... Er ist ein Geldhai... Ich habe zuviel Geld...

Geld motiviert uns. Es " brizzelt" - es ist elektrisch - es ist Energie. Dennoch langweilt es uns zum Gähnen. Ach, schon wieder Geld!

Geld ist Verheißung und Freude
Geld ist der Knochen der Erkenntnis
Geld ist der Serienkiller
Geld ist der Held der Nation
Geld ist Vitalität
Geld will Jedermann
Geld bleibt mir treu
Geld ist eine Semmel für die Angst
Geld ist ein Präservativ
Geld hat vermutlich keiner

Wenn wir Geld riechen, riechen wir Lunte. Warum haben wir es nicht? Fragen wir uns. Warum ist es in falschen Händen? In den Händen der Anderen? Was wollen wir mit Geld? Glücklich sein? Ach, wir wollen vielleicht gar kein Geld. Es ist nicht Geld! Aber es ist doch Geld!

Ich liebe Geld - klingt abgeschmackt oder exzentrisch. Ich liebe meine Frau - klingt schön. Warum also die Verachtung für Geld, wenn es hohe Energie ist, motiviert und die Nr.1 Bewertung für uns selbst in unserer Welt? Verachtet Gott das Geld? Geld ist eine ernste Angelegenheit! Geld macht Spaß! Wenn es um Geld geht, hört der Spaß auf! Da werden Menschen umgebracht, ganze Nationen ausgerottet! Bereicherungen finden statt auf Kosten aller, die Geschichte hat Beweise! Welterrettungen, Luftschlösser und Freiluftopern scheitern an Geld - die Mogule dagegen sterben einsam in ihrem Geld, ersticken am Reichtum.

Welche Bewertungen haben wir an Geld geheftet? Alle Bewertungen!

Was wissen wir von Geld? Wurde es erfunden, oder ist es eine Lüge? Was wir wissen ist, daß der eigene Wert an Geld gemessen wird, und wir uns besser fühlen, wenn wir uns höher bewerten. Welchen Preis zahlen wir für Geld? Ist dieser Preis mit Geld zu bezahlen? Geld gibt es immer zu wenig. Für alle, für jedermann. Es ist zu wenig davon da. Jeder will mehr, und jeder hat Angst, nicht genug zu bekommen. es ist der reinste " run " auf Geld. Mach Deine Fähigkeiten zu Geld - heißt es. Sind die Fähigkeiten dann mehr wert? Oder bekommen sie dadurch erst den gewissen Kick, der sie Welt-Tauglich macht? Was sind wir uns wert - in barer Münze? Was ist uns unser Partner wert?

Setzten wir einmal eine andere Energie statt Geld ein. Nehmen wir Liebe. Warum motiviert uns Geld mehr als Liebe? Ist Geld länger haltbar? Ist Geld die stärkere, die bessere Energie? Oder = Geld gleich Liebe? Geld können wir nicht mitnehmen. In Liebe sollen wir sterben, in der Liebe wollen wir sein. Was ist, wenn Geld & Liebe aus derselben Essenz sind, aus der Göttlichen? Ohne Geld können wir nichts tun. Es motiviert uns - zu was? Daß wir Dinge tun, uns stark und lebendig fühlen.

Geld. Wir wollen es und gleichzeitig wollen wir es nicht. Wir bewerten es hoch, als das Höchste, und gleichzeitig bewerten wir es niedrig, als das Niedrigste. Wir haben Geld geerbt und Liebe. Das Sonderbare an Geld ist, je mehr wir davon ausgeben, desto weniger haben wir. Das motiviert zum Haben. Das Sonderbare an Liebe ist, jemehr wir davon ausgeben, desto mehr haben wir. Das motiviert zum Ausgeben, Hergeben, Loslassen. Geld motiviert zum Immer-Mehr-Wollen, Liebe zum Immer-Weniger-Wollen. Das Geld, das wir haben wollen, und die Liebe, die wir geben wollen. Beides motiviert uns zum Sein. Die Geldgier als Lebensgier, Existenzgier. Die Liebe als Auflösung vom Sein. Liebesgier erreicht immer ihr Gegenteil - die Abwesenheit von Liebe. Deshalb gibt es nur Liebeshingabe, Liebes-Gabe. Die Liebe ist das Loslassen vom Sein, Geld die Gier nach Sein. Beides kommt aus derselben Essenz, die das Sein und das Nichtsein beinhaltet.